Weil es wichtig ist! Ein offener Brief unserer Interessensvertretung an die Versicherungswirtschaft

10. April 2020

Leider war die Solidarität in der Versicherungswirtschaft in den letzten Wochen nicht gegeben, daher hat unsere Interessensvertretung am 09.04.2020 einen offenen Brief an die zuständigen Gremien übermittelt. Wir vom Fairsicherungsmaklerbüro Hirzer KG erachten diese Information für ALLE als wichtig.

An die österreichischen Versicherungsunternehmen und an den Verband österreichischer Versicherungsunternehmen (VVO)

Sehr geehrte Damen und Herren!

Die aktuelle Coronavirus-Pandemie stellt Viele - Privatpersonen wie Unternehmen gleichermaßen - vor große Herausforderungen. Gleichzeitig offenbaren sich in diesen schwierigen Zeiten viele positive Beispiele an Solidarität, echter Partnerschaft, Hilfestellung und Zusammenhalt. In schwierigen Zeiten trennt sich aber oftmals auch die Spreu vom Weizen; in schwierigen Zeiten zeigt sich - auf unsere Branche heruntergebrochen - auch, ob das zwischen Versicherungsunternehmen und Versicherungsmaklern so gerne und oft strapazierte Wort „Partnerschaft" mehr ist als ein bloßes Lippenbekenntnis.

In den letzten Tagen und Wochen wurde seitens der gesetzlichen Interessenvertretung der österreichischen Versicherungsmakler mehrmals versucht, gemeinsam mit dem österreichischen Versicherungsverband und den Versicherungsunternehmen positive Botschaften an unsere gemeinsamen Kunden zu transportieren. Unser Vorschlag etwa einer gemeinsamen Presseaussendung wurde ohne nähere Begründung eine Absage erteilt. Ein daran anschließender persönlicher Brief des Fachverbandsobmanns an den VVO und dessen Präsidenten bleib bis heute unbeantwortet.

Das Verständnis für eine derart ablehnende und ignorierende Haltung war und ist in der Maklerschaft endend wollend. Ein gemeinsames Bekenntnis zur Besonnenheit und zur persönlichen Beratung unserer Kunden in Krisensituationen hätte nicht nur zu Beruhigung, sondern auch zu Hilfestellungen ohne Dauerschäden geführt!

Wir kommen nicht umhin, diese Gesprächs- und Kooperationsverweigerung als einen Bruch des partnerschaftlichen Umgangs zu uns Versicherungsmaklern zu deuten. Aber noch mehr: Es fehlt aus unserer Sicht offenkundig an jeglichen Solidaritätsgedanken seitens der österreichischen Versicherer, die uns in diesen Zeiten andere Branchen vorleben und die für unsere Kunden so dringend notwendig wären.

  • Während in der gesetzlichen Sozialversicherung Beitragsstundungen und dgl. gewährt und dennoch ihre Leistungen uneingeschränkt erbracht werden, haben sich der VVO und die Versicherungsunternehmen gegen eine kundenorientierte zeitlich limitierte Änderung der Regelungen zum Folgeprämienverzug ausgesprochen, um weiterhin Leistungsfreiheit einwenden und Deckungsablehnungen aussprechen zu können;
  • Während diverse Versicherungsunternehmen in den letzten Jahren im Rahmen ihrer Bilanzpressekonferenzen Rekordumsätze und -gewinne vermeldet haben, sind aktuell wenig Anzeichen von Solidarität erkennbar;
  • Während einige Versicherer dieser Tage in großflächigen Inseraten ihre vermeintliche Kundenorientierung zur Schau stellen, zeigt sich in der Praxis wenig Entgegenkommen, wenn es um Versicherungsleistungen an die Kunden geht;
  • Während es in Bayern zur Betriebsunterbrechungsversicherung positive Lösungsansätze hinsichtlich der Versicherungsleistungen an betroffene Unternehmen gibt (vgl. dazu etwa AssCompact NL v.5.4.2020), scheinen sich österreichische Versicherer in dieser für viele Unternehmen wichtigen Sparte als Pauschalleistungsverweigerer hervortun zu wollen;
  • Während es für Kfz-Zulassungsstellen einen einheitlichen Notbetrieb gibt - inwieweit die diesbezügliche Anordnung des Verkehrsministeriums selbst als geglückt anzusehen ist, sei nun mal dahingestellt - legen einzelne Versicherungsunternehmen die Kriterien der Notwendigkeit einer Kfz-Zulassung derart eigen aus, sodass es zu Wettbewerbsverzerrungen kommt!

Wir, sämtliche Obleute der Fachgruppen der Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten, fordern die Versicherungsunternehmen sowie den VVO erneut auf, mit uns ein partnerschaftliches Zeichen der Solidarität zu setzen und folgende Themen im Interesse aller Kunden umzusetzen:

  • Keine Einwendungen der Leistungsfreiheit infolge unverschuldetem Prämienverzugs der Versicherungsnehmer durch Covid 19;
  • Einheitliche Auslegung der Kriterien zur Kfz-Anmeldung;
  • Garantien dahingehend, dass Lebensversicherungen mit Rechnungszinns größer 0 nach Prämienfreistellungen bei Aktivierungen wieder in den Erstzustand rückgeführt werden (Kein Verlust des Rechnungszinns);
  • Garantien dahingehend, dass Krankenversicherungen nach Konvertierung in einen billigeren Tarif durch Covid 19 wieder in den besseren Tarif rückgeführt werden können trotz zwischenzeitlicher Erkrankung ohne Gesundheitsprüfung;
  • Erklärung an die Presse, dass alle Änderungen im Bereich Versicherung nach eingehender Beratung erfolgen sollte!

Wir Versicherungsmakler verstehen uns jedenfalls als Konsumenten-/Kundenschützer, welche Solidarität und Zusammenarbeit in der Branche zum Wohle unserer Klienten fordern und unterstützen. Wir bedanken uns bei dieser Gelegenheit beim Bundesgremium der Versicherungsagenten, das in dieser Krisenzeit konstant den Kontakt mit uns gehalten und unsere Forderungen unterstützt hat und hoffen, dass sich die Versicherungsunternehmen darauf besinnen, das herausfordernde JETZT mit uns zu schaffen und mit uns gemeinsam die Zukunft zu gestalten. Wir haben uns den Gesprächen mit dem VVO und den Versicherungsunternehmen zu keiner Zeit entzogen und betonen hiermit nochmals unsere Gesprächsbereitschaft.

Freundliche Grüße

Die Fachgruppen-Obmänner der Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten

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